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Verbundprojekt Abfallwirtschaft und Recycling in Ghana

Verbundprojekt aus dem Bereich Abfallwirtschaft und Recycling im Rahmen des Markterschließungsprogramms

Durchführungszeitraum: 2022 - 2024

Veranstaltungsorte: Deutschland und Ghana

Im Zeitraum von 2022 bis 2024 führt enviacon international im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und in Zusammenarbeit mit der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Ghana (AHK Ghana) ein Verbundprojekt im Bereich Abfallwirtschaft und Recycling in Ghana durch. Bei dieser  projektbezogenen Fördermaßnahme handelt es sich um ein zusätzliches Angebot des Wirtschaftsnetzwerks Afrika, welches im Rahmen des Markterschließungsprogramms insbesondere für kleine und mittlere deutsche Unternehmen (KMU) angeboten wird. 

Ziel des Verbundprojektes ist es, deutsche KMU aus dem Sektor Abfall & Recycling beim Markteinstieg sowie beim Ausbau des geschäftlichen Engagements in Ghana zu unterstützen. Durch den Zusammenschluss der (maximal zehn) Teilnehmenden zu einem Verbund sollen Synergien geschaffen und gemeinsame Projektansätze für die Erschließung des ghanaischen Marktes entwickelt werden. Durch die einzelnen, aufeinander aufbauenden Fördermaßnahmen sowohl in Deutschland als auch in Ghana (insbesondere Geschäftsanbahnungsreisen, Leistungsschauen, Markterkundungsreisen, Informationsreisen, Webinare und Informationsveranstaltungen) und eine intensive Betreuung und Begleitung zum nachhaltigen Markteintritt können sich die deutschen Unternehmen strategisch besser platzieren und zu konkreten Ergebnissen im Auslandsgeschäft mit Ghana kommen. Fachlich unterstützt wird das Projekt vom Wirtschaftsnetzwerk Afrika, dem Kompetenznetzwerk Umweltwirtschaft.NRW e.V., dem bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., der Deutsche Gesellschaft für Abfallwirtschaft e. V. (DGAW), der MSV Mediaservice & Verlag GmbH (RecyclingPortal), der Environmental Service Providers Association (ESPA) und der Environmental Protection Agency in Ghana (EPA).

Leistungen für die Teilnehmenden

  • Intensive und spezifische Vorbereitung und Sondierung von Geschäftsmöglichkeiten sowie eine Unterstützung bei der Geschäftsentwicklung vor Ort

  • Zielmarktanalyse: Die teilnehmenden deutschen Unternehmen erhalten eine eigens erstellte Zielmarktanalyse [soll auch nach der Veranstaltung genutzt werden].

  • Individuelle Termine: Für die teilnehmenden Unternehmen werden individuelle geschäftliche Termine mit ausgesuchten potenziellen Geschäftspartnerinnen und -partnern und Auftraggebenden im Zielland vereinbart.

  • Möglichkeit, nachhaltige Kontakte sowie Geschäftsbeziehungen aufzubauen und zu konkreten Ergebnissen im Auslandsgeschäft zu kommen.

  • Besuche von ausgewählten Institutionen und Referenzprojekten

  • Präsentation: Im Rahmen einer Präsentationsveranstaltung im Zielland stellen sich die deutschen Unternehmen

  • individuell mit einem Vortrag einem ausgewählten ausländischen Fachpublikum vor, das aus Vertreterinnen und Vertretern von Unternehmen, Verbänden und staatlichen Institutionen besteht.

  • Networking: Im Anschluss an die Präsentations-veranstaltung können kurzfristig Kontakte zu den anwesenden Vertreterinnen und Vertretern den der einheimischen Unternehmen aufgenommen werden.

  • Konstante Begleitung und Betreuung.

 

Vorläufiges Programm 2022 - 2024

 Dezember 2022, digital

  • Webinar „Marktpotential Ghana Abfallwirtschaft” und nachfolgend Auswahl der Teilnehmenden am Verbundprojekt

  • Vorstellung des Programms des Verbundprojektes und Q&A

März 2023, digital

  • Auftaktworkshop: Vorstellung des Verbundprojektes, der Teilnehmenden und des Programms

  • Informationsveranstaltung

April 2023, Berlin 

  • Zweite Informationsveranstaltung mit Schwerpunkt auf interkultureller Geschäftspraxis  

Juni 2023, Ghana

  • Erste Reise nach Ghana: Markterkundung – erste Sondierung von Geschäftschancen

Oktober 2023, Ghana

  •  Zweite Reise nach Ghana: Leistungsschau & Messebesuch – Messe WACEE (Clean Energy und Environment Technologies)

November 2023, digital

  • Erstes Steuerungstreffen – Austausch der gewonnenen Erfahrungen der Teilnehmenden im ersten Projektjahr und Gestaltung des zweiten Projektjahres

Februar 2024​, digital

  • Dritte Informationsveranstaltung, für ghanaische Interessenten für Informationsreise

Mai 2024, München

  • Informationsreise durch Deutschland mit einer ghanaischen Einkäuferdelegation in Verbindung mit der IFAT-Messe

September 2024​

  • Dritte Reise nach Ghana: Geschäftsanbahnungsreise mit Schwerpunkt auf B2B-Treffen

Oktober  2024, Berlin

  • Zweites Steuerungstreffen – Austausch der gewonnenen Erfahrungen der Teilnehmenden im zweiten Projektjahr

 

Zielmarkt Ghana​

Ghana ist ein Land mit rund 31 Mio. Einwohnern. Es ist ein junges und schnell wachsendes Land mit einem relativ hohen Bevölkerungswachstum von 2,2 % jährlich. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung (57 %) ist unter 25 Jahre alt. Das BIP-Wachstum wird für 2021 auf 5,0 % geschätzt, gegenüber 0,4 % im Jahr 2020, was auf der Nachfrageseite durch einen Anstieg des Verbrauchs der privaten Haushalte und der Rohstoffexporte und auf der Angebotsseite durch eine Belebung der Dienstleistungen unterstützt wird. Die Aussichten sind nach wie vor positiv, mit einem prognostizierten BIP-Wachstum von 5,3 % bzw. 5,1 % in den Jahren 2022 und 2023, unterstützt durch das ghanaische Covid-19-Programm zur Linderung der Armut und zur Wiederbelebung von Unternehmen. Die politischen Entscheidungsträger Ghanas haben gegen die Verschlechterung der Wirtschaft Ausgabenkürzungen und Zinserhöhungen beschlossen. Weiterhin hat sich die ghanaische Regierung im Oktober 2022 mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) auf ein konkretes Hilfsprogramm geeinigt.

Abfallwirtschaft und Recycling in Ghana

Die Abfallwirtschaft in Ghana betrifft vor allem die städtischen und weniger die ländlichen Gebiete. Städtische Gebiete in Ghana produzieren eine Vielzahl von Abfällen, welche auf einigen wenigen Deponien entsorgt werden; die meisten landen in der Kanalisation, in Bächen und auf offenen Flächen. Insbesondere in der Regenzeit tritt mit Schadstoffen belasteter Schlamm aus. Die Abfallentsorgung erfolgt auf offenen Müllkippen sowie durch offene Verbrennung, kontrollierte Verbrennung und Ablagerung auf Müllkippen. Dies hat zu einem dringenden Sanitärproblem geführt, da viele Städte mit der Bewirtschaftung der festen und flüssigen Siedlungsabfälle überfordert sind.  Es wird geschätzt, dass Ghana jährlich etwa 0,84 Mio. Tonnen kommunaler Kunststoffabfälle wie Verpackungen produziert – eine Menge, die jährlich um 5,4 % zunimmt. Das Abfallaufkommen in der Accra Metropolitan Assembly beläuft sich seit 2020 auf 1.645 Tonnen/Tag, basierend auf den drei Sub-Metros im Jahr 2020 plus einem Zuzug von 500.000 Menschen jährlich mit einer geschätzten Abfallerzeugung von 0,72 kg pro Person pro Tag. 


Das Abfallmanagement konzentriert sich in Ghana auf Müllsammlung und Entsorgung und nicht auf Aufbereitung oder Wiederverwertung. Eine kommunale Müllabfuhr gibt es nicht. Öffentliche Mülleimer und Sammelstellen werden erst seit ein paar Jahren sporadisch eingerichtet. Einige Müllsammler sind informell in genossenschaftsähnlichen Strukturen organisiert, die die zentrale Mülltrennung, -reinigung und -sortierung übernehmen und die Wertstoffe anschließend weiterverkaufen. Insbesondere Kunststoffabfälle werden recycelt (ca. 25 privat betriebene Anlagen). Mülldeponien werden teils vom Ministerium für Kommunalverwaltung und vom Umweltministerium verwaltet. Die ursprünglich für eine Kapazität von 500 Tonnen pro Tag ausgelegte Deponie Kpone in Tema dient jetzt als Hauptdeponie für den Accra-Tema-Korridor und nimmt ca. 1.200 Tonnen Abfall pro Tag auf. Zwar gibt es in Ghana seit 2011 eine Umweltsteuer, derzeit in Höhe von 10 % auf Plastikrohstoffe und Halbfertigware, jedoch wurde bislang noch keine Fondsverwaltung eingerichtet, die eine Reinvestition der Einnahmen strukturieren könnte. Es gibt keine Herstellerverantwortung für Rücknahme oder Verwertung von Verpackungs- und Inhaltsstoffen.


Die Environmental Service Providers Association (ESPA) wurde 2001 als Gesellschaft mit beschränkter Haftung gegründet, um als Interessenvertretung im Bereich der Umweltsanierung zu fungieren. Abgesehen davon haben sich im November 2017 namhafte Großunternehmen zur Ghana Recycling Initiative by Private Enterprises (GRIPE) zusammengeschlossen. Unter dem Dach der Association of Ghana Industries (AGI) haben sich kürzlich acht multinationale Unternehmen verpflichtet, die Kunststoff verwerten – u.a. Coca Cola und Unilever –, nachhaltige Abfallmanagementkonzepte in ihr Kerngeschäft zu integrieren.

Ghana ist ein Zielland für große Mengen von Elektroschrott aus Europa, Nordamerika und anderen Regionen. Derzeit gibt es in Ghana nur eine einzige technisch angemessene Verarbeitungsanlage für Elektroschrott, die sich im Besitz von Electro Recycling Ghana limited befindet. Mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) führen die GIZ und andere Partner derzeit Projekte zur Verbesserung der Lebensbedingungen und der Wertschöpfungskette in Elektroschrottlagerstätten durch.

Organische Abfälle fallen in großen Mengen in der Landwirtschaft an. Es gibt erste Ansätze der Abfallverwertung für Kompostierung und Biogasproduktion. Mehrere internationale Forschungsvorhaben bewerten derzeit Technologieoptionen, die vorrangig dezentral und im ländlichen Raum eingesetzt werden können. Kommerziell produzierter Kompost wird von der ghanaischen Regierung auf Basis einer Zertifizierung durch das Landwirtschaftsministerium subventioniert. Jedoch gibt es fast flächendeckend Bedenken zur Qualität des Komposts. Aufgrund des hohen Anteils an organischen Abfällen, die einen hohen Wassergehalt aufweisen, wären Verbrennungsoptionen attraktiver, wenn die Quellen- oder Nachsortierung effektiv organisiert wären. Bislang wurden nur zwei Müllverbrennungsanlagen zur Energieerzeugung in Tema und in der Ashanti-Region errichtet.

Projekt zur Verbrennung fester Siedlungsabfälle

Im Juli 2019 unterzeichnete das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit der ghanaischen Regierung eine Vereinbarung über den Bau eines Projekts zur Verbrennung fester Siedlungsabfälle im Bezirk Gyankobaa in der Ashanti-Region im Wert von 5 Mio.  Euro. Das 400-kW-Demonstrationsprojekt, bei dem eine hybride Photovoltaik-, Biogas- und Pyrolyseanlage zur Stromerzeugung aus Siedlungsabfällen zum Einsatz kommt, wurde Anfang 2022 in Betrieb genommen.

Geschäftschancen für deutsche Unternehmen

Die vorherrschenden Abfälle in Städten sind feste Haushaltsabfälle, Hausmüll, Industrieabfälle, Bauabfälle sowie Elektroschrott.

Chancen für deutsche Unternehmen ergeben sich v. a. in den folgenden Bereichen:

  • Behandlung von Mülldeponien (z. B. Elektroschrott- Deponien und Deponien von organischen Abfällen)

  • Recycling und Materialrückgewinnung sowie Abfallbehandlung

  • Sortierung, Sammlung sowie Zerkleinerung bei Verpackungen, Plastik, Metall, Glas, Papier, Elektroschrott, PET und Kunststoff, Kabeln, Stahl und Papier

  • Beratung zu Möglichkeiten der Abfallbehandlung

  • Prozessabläufe und neue Technologielösungen

  • Umweltgerechte Ausstattung von Mülldeponien


Zielgruppe und Kosten

Der Beitrag der Teilnehmenden beträgt für die gesamte Projektlaufzeit von zwei Jahren und in Abhängigkeit von der Größe des Unternehmens:

  • 3.000 Euro (netto) für Teilnehmende mit weniger als 2 Mio. Euro Jahresumsatz und weniger als 10 Beschäftigte

  • 4.500 Euro (netto) für Teilnehmende mit weniger als 50 Mio. Euro Jahresumsatz und weniger als 500 Beschäftigte

  • 6.000 Euro (netto) für Teilnehmende ab 50 Mio. Euro Jahresumsatz oder ab 500 Beschäftigte

 

Reise-, Unterbringungs- und Verpflegungskosten werden von den Teilnehmenden selbst getragen. Für die Teilnahme an Auslandsmessen gelten die Teilnahmebedingungen des Auslandsmesseprogramms.

 

Zur Teilnahme berechtigt sind maximal zehn deutsche Unternehmen aus dem Bereich Abfallwirtschaft und Recycling. Das Verbundprojekt unterliegt den De-minimis-Regelungen.

Den Teilnehmenden werden die individuellen Leistungen in Anwendung der entsprechenden EU-Verordnung bescheinigt. Die Kosten für die förderungsrelevanten Beratungsleistungen müssen nur dann gezahlt werden, wenn die EU-Freigrenzen für De-minimis bereits ausgeschöpft wurden. Für die Teilnahme ist mit der Anmeldung eine De-minimis-Erklärung über die Nichtausschöpfung der Freigrenze abzugeben und nach Ablauf eines Projektjahres zu aktualisieren.

 

Das Verbundprojekt richtet sich (vorrangig) an kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Selbstständige der gewerblichen Wirtschaft sowie fachbezogene Freie Berufe und wirtschaftsnahe Dienstleister mit Geschäftsbetrieb in Deutschland mit entsprechendem Branchenschwerpunkt. KMU haben Vorrang vor Großunternehmen, ausschlaggebend ist die Zusammenstellung des Verbundes.

Eine Übersicht zu weiteren Projekten des Markterschließungsprogramms für KMU kann unter www.gtai.de/mep abgerufen werden.

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